Von beatrice

Burg Taufers

Wer Zahlen, Daten und Fakten über die Burg Taufers sucht, ist hier falsch. Denn wir hier wollen von Geschichten erzählen, die man sich hinter vorgehaltener Hand zuflüstert und von Begebenheiten berichten, die so vielleicht nie passiert sind. Aber das kann man bei einer so alten Burg ja nie genau wissen.

Kein Schnee für die tanzenden Vampire

Er soll ziemlich enttäuscht gewesen sein, der gute Herr Polański. Aber gegen das Wetter kann auch ein Regiegenie wie er nicht viel ausmachen: Es wollte einfach kein Schnee fallen im Winter 1966 und genau den hätte es für die Dreharbeiten zu „Tanz der Vampire“ gebraucht. Also ließ Roman Polański seine Vampire in einem Studioschloss tanzen. Wer genau schaut, erkennt so manches bekannte Detail. Das Burgtor zum Beispiel ist ein 1:1 Nachbau. Cineasten wird die Burg Taufers überhaupt bekannt vorkommen, auch Szenen von „Die rote Violine“ von François Girard, oder Teile des Hollywood-Klamauk „Voll verheiratet“ mit Ashton Kutcher wurden auf Burg Taufers gedreht. Jüngere Semester kommt beim Urlaub im Ahrntal oft ein erstauntes „Das ist ja Burg Schreckenstein!“ aus. Die 2015 gedrehte Buchverfilmung und auch Teil 2 mit dem bestechenden Titel „Küssen (nicht) verboten“ wurden sogar mit dem Prädikat „pädagogisch wertvoll“ ausgezeichnet. Was man von den Geschichten, die sich die Filmcrew nach Drehschluss so erzählte, nicht behaupten kann: Wer kein Blut sehen (oder sich nicht einmal welches vorstellen mag) liest ab hier besser nicht weiter. Es wird nämlich dezent grauslich.

Blutiges Schauermärchen: Die Kuh als Retterin

Da wäre zum Beispiel die Sage von den Raubrittern, die das Schloss Taufers und seinen Bewohner einst belagerten. Aushungern wollten die wilden Mannen die Burgbewohner. Bald war bis auf eine magere alte Kuh und ihre spärliche Milch nichts mehr zu essen da. Die Schlossherren dachten sich eine List aus. Sie schlachteten die Kuh und warfen die Eingeweide in den Schlossgraben, mitten ins Lager der Raubritter. Und die zogen ab. Denn wer einfach so eine Kuh schlachten könne, muss noch haufenweise Vorräte überhaben. Denselben Weg wie die Eingeweide des heldenhaft gestorbenen Rindvieches soll auch die Tochter von Graf Hugo genommen haben: Agnes stürzte sich aus dem Fenster, der Tod erschien ihr wohl reizvoller als die Heirat mit einem verhassten Grafen. Vielleicht ist es Agnes, die durch die Burg Taufers spukt. Manche hingegen sind sicher, der Geist sei die Seele von Margarete von Taufers, die immer noch ihren Ehemann betrauert. Im sogenannten Geisterzimmer soll ihr leises Weinen und Wehklagen zu hören sein.

Von romantischen Luftschlössern und leeren Geldbeuteln

Jetzt machen wir Schluss mit den Schauermärchen, schließlich wollen wir ja, dass ihr euch nicht fürchtet, wenn ihr bei uns auf Urlaub seid. Eines müssen wir aber noch loswerden, weil wir oft danach gefragt werden: Ja, auf Burg Taufers gibt es eine Folterkammer und einen Kerker. Und ja, beide waren einst in regem Betrieb. Von ganz anderen Qualen, nämlich vom Herzschmerz, soll unsere letzte Geschichte erzählen: Der 1829 geborene Wiener Glasfabrikant Ludwig Lobmeyr hatte sich unsterblich in eine ungarische Gräfin verliebt. Voller Liebestollheit und wohl auch, um seine Herzensdame zu beeindrucken, kaufte er die damals verfallene Burg Taufers und wollte sie in ein echtes Märchenschloss verwandeln. Zumindest schaffte Lobmeyr es, die Burgmauern vor dem Einstürzen zu bewahren, aber irgendwann war sein Geldbeutel leer und nach weiteren Irrungen und Wirrungen landete Schloss Taufers in den 1970er Jahren schlussendlich in den Händen des Südtiroler Burgeninstitutes. Und so thront es nun in voller Pracht auf dem „Klopf“, wie der Felsen bei den Einheimischen genannt wird. Wer Glück hat, begegnet auf seinem Besuch dem Castellan Dr. Alexander Maier. Der hat nämlich noch ganz andere Geschichten über die Burg Taufers auf Lager.p>